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Kriegserinnerungen
Josef Keck Jahrgang 1936
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Wie gewonnen, so zerronnen – Lebenstraum Fahrrad
Der Traum eines jungen Buben (in der Nachkriegszeit) war ein Fahrrad zu besitzen oder wenigstens mit einem fahren zu können. Ein Schüler Namens Nekam Josef fuhr immer ins Gymnasium nach Laa mit einem roten Fahrrad mit Silberfelgen und seitlichen Flügelschrauben, sowie einem runden, verstellbaren, gebogenen Lenker. Der Sinn des verstellbaren Lenkers lag darin, dass man bei Gegenwind sehr gebückt fahren konnte, daher weniger Luftwiderstand hatte, und bei Schönwetter konnte man gemütlich aufrecht radeln. Jeden Morgen wurde er beim Vorbeifahren von mir bewundert. Eines Tages, als ich zufällig vor unserem Haustor stand, kam aus Richtung Wultendorf ein russischer Soldat in betrunkenem Zustand mit einem ähnlichen wie dem von mir beschrieben Fahrrad bis zur Brücke hereingeradelt.
Nach der Brücke kam der Soldat ins Schleudern und fuhr geradewegs in den Graben. Das Vorderrad hatte einen riesigen Achter. Der Russe ließ das Fahrrad im Graben liegen und torkelte weiter. Ich hatte das Geschehen beobachtet, zog das kaputte Fahrrad aus dem Graben heraus und ging damit zum Haus meiner Großmutter.
In diesem Haus war ein russischer Kommissar einquartiert und dieser hatte drei Wachsoldaten. Einer war vom Zirkus, einer war Musikant und der dritte war Dolmetscher. Der Dolmetscher half mir das Fahrrad im Stadel unterm Stroh zu verstecken. Gegenüber im Haus Nr. 10 stand die Feldküche und die Soldaten warteten immer im Hof auf ihr Essen.
In der Hauseinfahrt lehnte das grüne Fahrrad eines Soldaten und ich dachte mir, dass ich das Vorderrad für mein kaputtes Rad nehmen könnte. Bei einer günstigen Gelegenheit steckte ich das Vorderrad auf mein rotes Fahrrad um. Die erste Probefahrt mit meinen Lebenstraum, einem eigenen Fahrrad, ging nach einigen hundert Metern jäh wieder zu Ende. Ein Soldat kam gerade aus dem Haustor vom Krschka und nahm mir das Rad wieder weg. Aufgelöst saß ich einige Zeit neben der Hausböschung und weinte. Als ich nach Hause kam, fragte mich der russische Dolmetscher, warum ich den weine, und ich erzählte ihm mein Missgeschick. Sofort stellte er Nachforschungen an, sie waren aber leider umsonst, da der Soldat mit dem Fahrrad schon über alle Berge war. Heute kann sich niemand mehr vorstellen, kein eigenes Fahrrad zu besitzen.
Schulchronik 2. Weltkrieg
Fragebogen für die Geschichte dieses Krieges
1939 bis 1945 in unserer Heimat – HAGENDORF
Erstellt von Schulleiterin Zdenka Cech (1944-1946)
1.) Wann sind die Russen in Ihrem Orte eingezogen ? → Sonntag, den 22.April 1945, 1/2 7 Uhr früh.
2.) Aus welcher Richtung? → „Wultendorf, Loosdorf“
3.) Wie verlief bei Ihnen die Front? → Im Orte verlief keine Frontlinie
4.) Wo befanden sich die Deutschen und wo die Russen? → Die Frontlinie verlief in der Laaer Ebene. Die Deutschen lagen hinter dem Bahndamm der Ostbahn von Kotting-Neusiedl und Laa, die Russen bei Heubergen.
5.) Wie verlief der Kampf? (Abschüsse udgl.) Im Orte selbst fanden keine Kampfhandlungen statt.
Die Russen hatten in der Umgebung Atilleriestellungen. Der Ort bekam von Seiten der Deutschen‘ einige‘ Granattreffer, jedoch zu einen direkten Beschuß des Ortes kam es nicht.
6.) Verluste an toten Russen und Deutschen? → 8 Russen, 1 Deutscher.
7.) Todesopfer in der Zivilbevölkerung: 1 sechsjähriger Bub durch Granatsplitter (Riener Josef *1939 †1945).
8.) Morde an der Zivilbevölkerung: keine → Hubert Selinger von Beruf Lehrer ist aus seinen Versteck im Keller des Johann Riener, spurlos verschwunden und nicht mehr zur Schule gekommen (Wahrscheinlich von Russen, verschleppt)
Wie hat sich die SS aufgeführt? → Im Orte war keine SS eingesetzt.
10.) Wie waren die ausländischen Flüchtlinge? ausländische Arbeiter und Gefangene? Haben sie der Bevölkerung schaden zugefügt.
Die Gefangenen wurden schon beim herannahen der Russen von den Deutschen abgeführt, sodaß zur Zeit, der Besetzung keine hier – waren. Die Ausländer hielten gut zur Bevölkerung, leisteten oft Dolmetscherdienste. Schaden haben sie der Bevölkerung keinen zugefügt.
11.) Schäden im Gemeindegebiet an Häusern, Fabriken, Brücken u. s. w. → 1 Haus und 1 Scheune abgebrannt, 13 Häuser durch Granat-treffer teilweise schwer beschädigt.
12.) Wurde die Bevölkerung evakuiert? Wann? Warum? Wielange? → Die Bevölkerung wurde zur Evakuierung aufgefordert, aber niemand hat folgegeleistet.
13.) Volkssturm eingesetzt? War der dortige? Wozu? → Der hiesige Volkssturm wurde unter Androhung der Todesstrafe zur Gänze eingesetzt. Die Männer mußten nach Laa einrücken, kamen als Viehtreiber bis in die Gegend von Znaim. Einige wurden zum Militärdienst eingezogen. und mußten auch Waffendienste leisten.
14.) Sind von der dortigen Bevölkerung viele – von den Russen geflüchtet.? → Von der hiesigen Bevölkerung nicht eine Person, nur die hierorts untergebrachten reichsdeutschen Bombengeschädigte und einige evakuierte Wienerinnen mit Kindern.
15.) Wie kam bei der Besetzung: Schule, Kirche, Lehrerschaft und Geistlichkeit davon? → Die Schule erhielt zahlreiche Schußschäden auf dem Dach und an den Fensterscheiben. Die ersten 8 Tage war der Stab einquartiert. Das Schulgebäude war der erhöhten Lage am Schenkersberg wegen, es ist das höchstgelegene Gebäude des Ortes – als BeobachtersteIlung benützt worden. Während dieser Zeit durfte die, Lehrerin mit Ihrer Familie das Schulhaus nicht benützen. Nach der Rückkunft, da war nach dem Abzuge dieser l. Einquartierung, war die Lehrerwohnung ausgeplündert, Kleider, Wäsche, Bettzeug, Geschirr, Lebensmittel, eingesottenes hauptsächlich war weg, im Klassenzimmer sowie in der Wohnung Möbel und Einrichtungsgegenstände schwer beschädigt. Vieles kurz und klein geschlagen, Bücher, Hefte und Amtsschriften zerrissen und alles unbewegliche verschmutzt. Das Aussehen des Schulhauses hat es vor weiteren Einquartierungen bewahrt, zumal auch die Lehrerwohnung von der großen Lehrerfamilie besetzt, wenig Platz aufwies. Die Kirche bat keinen nennenswerten Schaden erlitten. Die Ortschaft ist in Fallbach eingepfarrt daher war kein Geistlicher anwesend.
16.) Traten Krankheiten auf? Kinderkrankbeiten? → Außer 2 Typhusfällen und 1 Diphterie keine.
17.) Haben mitschuldige Nazi Selbstmord verübt? → Nein
Der 1. Fasan in Hagendorf
Nach einer Erzählung von Eder Josef Jahrgang 1941
Josef Eder ging im Herbst 1950, für seine Mutter, die Gemüse für die Suppe benötigte, in den Gemüsegarten. Hinter dem Haus Nr. 45 lag dieser in Richtung Lossdorfer- und Fallbacher Kreuzung. Beim Ausgraben und Abschneiden des Gemüses bemerkte er hinter einem Gestrüpp einen Fasan Hahn!
Eiligst ging er zum Jagdleiter Eder Matthias (*1893), um seine Beobachtung zu melden. Dieser war zu diesem Zeitpunkt nicht zu Hause. Also ging er zu seinem Bruder, dem damaligen Heger Eder Lorenz (*1884). Dieser war mit Hund und Flinte gleich zur Stelle. Als beide im Gemüsegarten ankamen, war der Hund schon beim Gestrüpp und stellte den Fasan. Der Fasan wurde daraufhin hoch. Der erste Schuss ging daneben, aber der zweite traf und der Fasan Hahn fiel zu Boden. Der Hund apportierte den Fasan und brachte diesem seinen Herren.
Das war der erste Fasanhahn der in Hagendorf erlegt wurde.
Die Gutsverwaltung Loosdorf hatte Fasanvoliere im nahen Loosdorf, wo vermutlich dieser Fasan wahrscheinlich mehrere auskamen (Riede-Fasangarten). Wahrscheinlich hat sich dadurch der Fasan in der Laaer Ebene ausgebreitet.